Mathe mal anders

Andreas Schenkel macht es vor, wie man minecraft in den Mathematikunterricht integrieren kann. Bisher betrachtete ich dies fasziniert aus der Ferne. Irgendwie spürte ich, dass dies auch was für mich ist, aber ich sah zwei Hürden, die mich hinderten:
  1. Es kostet Geld
  2. Man muss sich registrieren
Dann fand ich die Alternative "minetest", denn es bietet als minecraft-Klone die meisten Funktionen, ohne dass eine Registrierung oder ein Kauf nötig ist.


Grundidee

Für die didaktische Umsetzung setzte ich kleine Ziele, da ich zunächst die Funktionen in einer Unterrichtsumgebung testen wollte. Somit ging es bei der Umsetzung zunächst um das didaktische Ziel, dass die Schülerinnen und Schüler ihr räumliches Vorstellungsvermögen vertiefen. Außerdem sollten die Schülerinnen und Schüler ihre soziale Kompetenz ausbauen, da alles in einer Welt stattfand. So galt es in dieser Welt den "Bauplatz" zu finden, andere nicht in ihrem Vorhaben zu behindern. minetest setzte ich in einer 5., 7. und 8. Klasse ein, um möglichst viele verschiedene Eindrücke zu erhalten.

Zur technischen Umsetzung nahm ich einen älteren Rechner und deklarierte diesen als Server. Dies ist recht einfach zu gewährleisten. Man wählt den Menüpunkt "Server" und erstellt eine Welt. Ich deaktivierte "Schaden einschalten" und aktivierte "Kreativmodus". Dann startet man mit einem beliebigen Benutzername und Passwort die mintest-Welt. Man muss sich nur noch die IP-Adresse des Rechners notieren oder merken. Den Rechner platzierte ich im Klassenraum, damit die Schülerinnen und Schüler ihre Welt in ihrem Raum hatten.

Auf den Notebooks packte ich ebenfalls minetest, so dass die Schülerinnen und Schüler in Gruppen (zwischen 2 und 4 Personen) über die Notebooks sich mit der Welt verbinden konnten, die ich über den Server gestartet hatte. Hierzu mussten die Schülerinnen und Schüler den Menüpunkt "Client" wählen, dann die IP-Adresse eingeben und dann mit einem beliebigen Benutzername und Passwort starten. Natürlich sollten sie sich diese Anmeldedaten merken, damit sie später mit der selben Figur weiterarbeiten konnten.

Vorbereitung

Bevor es losging, stellte ich folgende Regeln auf:
  1. Niemand baut einen anderen zu.
  2. Gebäude anderer werden nicht zerstört oder demoliert.
Diese waren bewusst "einfach" gehalten, damit eine klare Formulierung vorlag.

Außerdem erhielten die Schülerinnen und Schüler eine kurze Einweisung zu den am häufigsten genutzten Funktionen.

Der Arbeitsauftrag war genauso simpel formuliert: Baut ein Gebäude.

Arbeitsphase

Die Schülerinnen und Schüler fanden schnell in die Welt und kam zügig zu guten Ergebnissen. Es gab einige "Profis", doch selbst die "Neulinge" erlangten schnell ebenfalls diesen Status.

Zwischendrin musste ich auf Tablets ausweichen. Dies war keine gute Idee, da es kein Tabletmodus gab. Die virtuelle Tastatur wird von minetest nicht zu 100% unterstützt. Somit fiel die Bewegung komplett aus.

Dank WLAN mussten die Gruppen nicht im Klassenraum verweilen, sondern konnten sich im Schulgebäude einen geeigneten Platz suchen. Natürlich konnte ich auf diese Weise nicht genau nachvollziehen, ob wirklich an Objekten gebaut wurde.

Einige Schülerinnen und Schüler waren mit minecraft vertraut und erkannten bald die Unterschiede zwischen dem Klone und dem Original:
  • Ein Flugmodus ist in der "Basisversion" nicht enthalten. Ich konnte auch nicht feststellen, ob diese über "mods" nachinstalliert werden können.
  • Tiere und andere Wesen finden sich in der "Basisversion" ebenfalls nicht. Diese können aber nachinstalliert werden.
  • Teleporter können auch nachträglich installiert werden.
Insgesamt dauerten die Projekte je eine Woche. Zwar wurden nicht alle Bauten vollendet, aber sie waren allesamt sehr kreativ.





Resümee und Ausblick

Ich denke, dass dies nicht mein letztes Projekt mit minetest ist. Dennoch werde ich den didaktischen Anspruch deutlich erhöhen. Ich erinnere mich, dass vor Jahren Schülerinnen und Schüler mit minecraft ein Frage-Antwort-Spiel in Form einer Schnitzeljagd kreiert hatten. Vielleicht greife ich diese Idee für den Mathematikunterricht mal auf.

Auf jeden Fall hat es allen Beteiligten Spaß gemacht und es war schwierig, den Zeitrahmen von einer Woche durchzusetzen. Denn irgendwie blieben alle Bauten im Beta-Status hängen.

Ich habe viele Eindrücke und Ideen gewonnen, so dass ich eine bessere Vorstellungen davon habe, wie man dies im Unterricht sinnvoll einsetzen kann.

In sozialer Hinsicht war es ein sehr interessantes Unternehmen, denn die Einhaltung der Regeln erschien zunächst schwieriger als gedacht. Im Dialog innerhalb der Klasse festigten sich die Regeln und am Ende besuchten sich die Schülerinnen und Schüler gegenseitig in ihren Gebäuden.

Technisch war es ebenso eine Herausforderung, denn wenn zu viele Ereignisse auf den Server eingingen, stockten die Handlungen der Figuren oder Blöcke verschwanden mit einem Mal, um im nächsten Augenblick wieder zu erscheinen. Dieses Phänomen lies sich auch auf leistungsstarken Rechner beobachten, daher sind mir die Gründe noch ein Rätsel. Was mir ebenfalls ein Rätsel blieb: in der minetest-Welt war es gefühlt hauptsächlich "Nacht".

UPDATE - 05.07.16: Die technischen Aussetzer lassen sich minimieren, wenn alle Rechner die gleiche minetest-Version haben. In sozialer Hinsicht ergab sich eine Möglichkeit, durch das Bett-Objekt. Dieses gibt es in minecraft vermutlich schon länger; in minetest erst seit der letzten Version. Dieses Objekt ermöglicht, dass ein Nacht-Zyklus verkürzt wird, wenn mehr als die Hälfte der Spieler "ins-Bett-gehen". Bei meinen Schülerinnen und Schülern wurde dieser Zyklus zu einem gemeinsamen Ereignis, da man bemüht war, so schnell wie möglich, die passende Anzahl zusammenzubekommen.

Kommentare

  1. Hallo ... hat Andreas nicht meine Minetest-Wiki-Seite weitergegeben?
    Da gibt es einige Lösungen zu den geschilderten Problemen.
    http://wiki.minetest.net/Minetest_in_der_Schule
    Die Seite ist natürlich noch nicht vollständig und inzwischen wurden auch schon Fehler gefunden aber das lässt sich natürlich ändern.
    Viele Grüße, Birgit Lachner

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    1. Vielen Dank für die Information. Dieses Wiki hatte ich noch nicht entdeckt gehabt. Beim ersten Überfliegen habe ich schon einige nützliche Dinge gefunden.

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  2. Übrigens ist die Bedienung mit dem Tablet eigentlich auch komplett möglich. Natürlich ist es etwas anders als mit der Tastatur, aber dafür gibt es ja dann andere Bedienelemente. So kann man auch mit Tablet die Server genauso betrieben wie mit PCs. Zumindest ist das bei mir unter Android der Fall.

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    1. Mit meinem Android-Tablet konnte ich dies auch. Probleme gibt es nur mit Windows-Tablets, die Windows 10 (also nicht mobile) installiert haben. Die virtuelle Tastatur wird nicht richtig übernommen, so dass beispielsweise die Taste "w" nicht erkannt wird.

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  3. Ich habe noch zwei Anmerkungen zum letzten Abschnitt des Artikels: das Verschwinden von Objekten könnte vielleicht damit zusammenhängen dass standardmäßig die Sichtweite relativ beschränkt ist um die Computer nicht zu überfordern. Leistungsfähigere Rechner können auch eine weitere Sichtweite vertragen. Zum Thema Nacht wollte ich ergänzen, dass man in den Einstellungen bei minetest ( wo genau weiß ich nicht, das müsste genauer nachgeforscht werden) genau festlegen kann wie lange Tag und Nacht dauern.

    Da ist Minecraft im Vergleich zu Minecraft wesentlich flexibler was es aber natürlich auch aufwendig macht um sich da hinein zu finden und zu wissen wo man etwas einstellen kann.

    Es gibt auch eine Text Befehl mit dem man auf Tag schalten kann, wenn man aber zum Beispiel das mod für ein besseres Inventar installiert ist da gleich ein Knopf enthalten mit dem man auf Tag bzw. auf Nacht schalten kann. Das müsste in deiner Konfiguration dann auf dem Server gemacht werden.

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    1. Unter minetest.conf.example hatte ich zum Tag-Nacht-Wechsel glaube ich etwas gefunden. Müsste da aber noch mal genauer nachsehen.
      Die mods habe ich bisher nicht genauer betrachtet, aber dies wollte ich für das kommende Schuljahr nachholen. Vielleicht kann ich dann minetest inhaltlich gezielter einsetzen. Interessant sind beispielsweise die Schilder, die man mit Hinweisen versehen kann. Dies könnte man für eine "Schnitzeljagd" verwenden.

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