10 Gründe für die Nutzung von Smartphones in der Schule (IMHO)

Beim Thema "Neue Medien" fällt unter Kolleginnen und Kollegen der Blick meist auf die Nutzung der Smartphones. Unter dem Kollegium scheint die Meinung verbreitet, dass Smartphones mehr schaden als nutzen. In den Anfängen des Handys behalfen sich die Schulen mit einem Verbot. Mit der Entwicklung und der erhöhten Verbreitung von Smartphones stößt diese Maßnahme an seine Grenzen.

Viele Schulen beendeten das Verbot oder überlegen, wie ein Verbot gelockert werden kann, da man sich davon einen höheren Nutzen verspricht. (vgl. [8]) Grundsätzlich scheinen bestehende Regelungen nicht unumstößlich zu sein (vgl. [1]).

Ich bin ein Verfechter der Nutzung des Smartphones in der Schule. Die Gründe hierzu liste ich in diesem Artikel auf.


Vorwort

Bevor ich auf die fünf Gründe eingehe, lege ich die folgenden Punkte jeder Leserin und jedem Leser als Vorüberlegung ans Herz:

  1. Ein Verbot ist aus organisatorischen und logistischen Gründen nicht durchsetzbar (vgl. [3]). Eine Schule bietet unzählige Ecken und Möglichkeiten, das Smartphone zu verwenden, ohne dass es eine Lehrkraft mitbekommt. Die Wegnahme des Smartphones ist keine geeignete Konsequenz, da die Wahrscheinlichkeit erwischt zu werden, einfach zu gering ist. Ich glaube keiner Person, wenn sie behauptet, an ihrer Schule funktioniert das Verbot.
  2. Aus Haftungsgründen sammele ich keine Smartphones und Handys ein, denn ich muss beweisen können, dass nicht ich die Spider-App verursacht habe. Wenn ich dies nicht kann, muss ich für den Schaden aufkommen.
  3. Die Wegnahme ist rechtlich, trotz gesetzlicher Vorgaben der Länder, eine Gratwanderung, denn u.a. greift man in das Persönlichkeitsrecht der Schülerin bzw. des Schülers ein (vgl. [4]).

Der Kontext, der sich aus den obigen Punkten ergibt, erhöht sich mit jedem technischen Gerät, das Informationen verarbeitet. Wie sollen denn Smartwatches, Glasses oder Rings diesbezüglich bewertet werden? (vgl. [5], [11]) Und wie sähe es aus, wenn man nur mit den Händen telefonieren könnte (vgl. [6])?

Die Argumentation der Befürworter eines Verbotes, dass eine solche Maßnahme notwendig ist, damit kein illegales Video verteilt, Cybermobbing unterbunden und die Schülerschaft nicht zusätzlich abgelenkt wird, greift aufgrund der Betrachtung der obigen Punkte zu kurz, denn die Auflistung legt den Schluss nahe, dass diese Vergehen stattfinden, trotz des Verbots. Die Gründung von Medienscouts und Einrichtungen wie klicksafe.de zeigen, dass diese Annahme nicht unbegründet ist. Es ist Zeit, sich auf die konzeptionelle Umsetzung von Medienbildung zu konzentrieren.
Das scheinbare Totschlagargument, es geht Eltern bei der Befürwortung nur um die Kontrolle ihrer Kinder, ist absurd. Denn es geht nicht um Kontrolle, sondern um die organisatorische Erleichterung für alle Familienmitglieder, wenn man örtlich ungebunden Anrufe bzw. Nachrichten tätigen kann. (vgl. [7])

Die Gründe

Wenn man Smartphones und andere technische Geräte konzeptionell in den Schulbetrieb einbinden würde, ergäbe sich meiner Meinung nach, folgende Mehrwerte: (vgl. [9], [10], [11])

  1. Durch eine offene Verwendung in der Schule und im Unterricht können Lehrerinnen und Lehrer mit den Schülerinnen und Schüler im Dialog über die Verwendung von Medien stehen. Auf die Weise fördert man „beiläufig“ Medienkompetenz im Unterricht.
  2. Die Schülerinnen und Schüler lernen die Verwendung "ihrer Werkzeuge" auf eine Art und Weise kennen, die ihnen die Sichtweise hinsichtlich der Nutzungen erweitert.
  3. Die gemeinsame Verwendung von Smartphones fördert die soziale Interaktion, da die Schülerinnen und Schüler sich über ihre Ergebnisse austauschen. Dies ist ebenso über "analoge" Medien möglich, doch bilden Smartphones eine gewohnte "Umgebung", so dass sie ungezwungener agieren.
  4. Die Fülle an Lern-Apps bereichern den Unterricht und die Pausen.
  5. Smartphones ermöglichen eine spontane Recherche im Unterricht und in den Pausen.
  6. Über Smartphones können sich Schülerinnen und Schüler zu Lerngruppen zusammenfinden, die räumlich weit auseinander wohnen.
  7. Über entsprechende Apps und Online-Angebote lassen sich die Leistungen von Schülerinnen und Schüler transparent für alle Seiten analysieren und bewerten.
  8. Die Schülerinnen und Schüler erzeugen Inhalte, die sie mit ihren Mitschülerinnen und Mitschüler teilen und zeitnah aktualisieren können.
  9. Über interaktive Lerninhalte lassen sich andere Ebenen des Transfers erzeugen.
  10. Lerninhalte können den Schülerinnen und Schülern zeitnah zur Verfügung gestellt werden, die den Unterricht nicht besuchen können.

Die Punkte sind allgemein gehalten, um zu verdeutlichen, dass die Nutzung der digitalen Medien grundsätzlich und nicht vereinzelt Vorteile bietet. Daher erscheint ein Verbot der einfachere Weg, der bessere ist dieser nicht. (vgl. [12])

Es liegt in der Natur der Sache, dass Werkzeuge von sich aus keinen Mehrwert bringen. Ohne die passende Methode verwirken sie ihr Potenzial oder werden zur Gefahr. Die Nachteile von Smartphones resultieren in erster Linie aus dem Fehlen einer sinnvollen didaktischen Einbindung. (vgl. [12])

Quellen

[1] http://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/bayern-handyverbot-in-schulen-steht-auf-der-kippe-a-1179833.html
[2] http://www.netzwerk-digitale-bildung.de/information/schule/smartphones-im-unterricht/
[3] https://www.advopedia.de/news/aktuell/generelles-handy-verbot-an-schulen-nicht-moeglich
[4] https://irights.info/artikel/faq-handys-schule-was-ist-erlaubt/24289
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Wearable_Computing
[6] https://www.mobilegeeks.de/news/kickstarter-projekt-sgnl-finger-ans-ohr-und-lostelefonieren/
[7] https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.pro-und-kontra-zum-handyverbot-schulen-als-handyfreie-zonen-page2.5d062fb8-2403-48c3-aa2c-bab7f19b3e96.html
[8] http://www.sueddeutsche.de/muenchen/ebersberg/medienkompetenz-smartphones-im-unterricht-erwuenscht-1.3936066
[9] https://magazin.sofatutor.com/lehrer/2017/03/09/smartphones-im-unterricht-ja-oder-nein/
[10] https://www.lehrer-online.de/unterricht/sekundarstufen/faecheruebergreifend/unterrichtseinheit/seite/ue/smartphones-im-unterricht/einsatz-von-smartphones-im-unterricht/
[11] https://www.lmz-bw.de/fileadmin/user_upload/Medienbildung_MCO/broschueren/UE_Jugend-Handy.pdf
[12] https://www.welt.de/wissenschaft/article141084460/Smartphones-verbannen-ist-einfach-aber-nicht-klug.html

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