Die verschiedenen Arten, Arbeitsblätter zu erstellen

Seit meinem Referendariat erstelle ich Arbeitsblätter selbst. Meine ersten Blätter konzipierte ich mit Textverarbeitungsprogrammen wie MS Word und LO Writer. Bis zum jetzigen Zeitpunkt versuchte ich verschiedene Programme, um ansprechende Arbeitsblätter für meinen Unterricht vorweisen zu können.

Die Kriterien, die ich hierzu ansetzte, wechselten mit den Lerngruppen als auch mit den Programmen, da beide unterschiedliche Möglichkeiten und Grenzen aufwiesen.

Mit meinem Beitrag gehe ich weniger auf meine pädagogischen Ansätze für Arbeitsblätter ein. Das wäre aufgrund meiner wechselnden Kriterien ein konfuses Unterfangen. Vielmehr berichte ich über meine Erfahrungen mit den Programmen, die ich verwendet hatte. Ich dachte mir, dass ich chronologisch vorgehe, beginnend mit meiner jüngsten Entdeckung.

Tutory.de - Allgemeines

Vor wenigen Tagen stieß ich durch Zufall auf tutory.de. Zuerst zögerte ich, da man sich registrieren muss, um den Dienst verwenden zu können. Nach einer Recherche überwand ich meine Befürchtungen.

Hinter tutory.de stehen vier jungen Menschen aus Leipzig, die seit zwei Jahren an der Plattform arbeiten und Anfang dieses Jahres für die Öffentlichkeit freigaben.

Das Angebot bietet Lehrerinnen und Lehrern eine Möglichkeit, online OER-Arbeitsblätter zu erstellen und diese anzubieten. Da alle Arbeitsblätter unter der CC-by-sa stehen, können Arbeitsblätter von anderen Autoren in die eigene Sammlung kopiert und bearbeiten werden. Diese Aussicht machte mich neugierig. Damit das gewährleistet ist, unterstützt das Programm die Lehrerin und den Lehrer, ihre bzw. seine Arbeit hinsichtlich der Quellen auf rechtlich soliden Füßen zu bringen.

Die Handhabung

Vorweg ist zu betonen, dass die Macher ihre Software als "beta" bezeichnen. Aus dem Grund ist verständlich, dass manche eventuell wünschenswerte Feature nicht oder teilweise zur Verfügung stehen.

Nach der Registrierung kann man gleich mit einem Arbeitsblatt beginnen. Hierzu wählt man den Titel, die Klassen und das Fach aus und schon erscheint die Oberfläche.

Das Menü wirkt aufgeräumt und man findet sich gut zurecht, da die Aufteilung und die meisten Funktionen selbsterklärend sind. Somit gehe ich nicht in die Details der Funktionen und Modulen. Meinen Fokus richte ich auf zwei Bereiche:

Dynamisch

In dem Bereich befinden sich die Module, mit denen man automatisch generierte Aufgabenteile erzeugt. Für Mathe-Lehrer ist interessant, dass man Textaufgaben mit dynamischen Werten formulieren kann. Hierzu vergibt man Platzhalter im Text (wie #1 oder #2) und ordnet diese einer beliebigen Werteskala zu. Außerdem können den Platzhaltern Verknüpfungen zugeordnet werden, beispielsweise für den Platzhalter #3 gilt #1+#2. Lösungen kann man ebenfalls Platzhalterbezeichnungen geben, so dass das Beispiel ebenso für Lösungen angewendet werden kann. Ähnlich funktioniert die Generierung von Rechenaufgaben, so dass recht zügig Kopfübungsaufgaben zusammengestellt sind.

Als eine hilfreiche "Spielerei" empfinde ich das Zusammenspiel von "Funktion" und "Wertetabelle". Hat man eine Funktion hinzugefügt und erzeugt daraufhin eine Wertetabelle, dann füllt sich diese automatisch in Bezug zur Funktion. Jede neue Funktion wird in die Tabelle automatisch hinzugefügt. Die Bezeichnung der Funktionen wird ebenso automatisch angepasst.

Der Formel-Editor basiert auf LaTeX, so dass im Gegensatz zu vielen anderen Textverarbeitungsprogrammen ein mächtiges Werkzeug zur Verfügung steht.

Neben diesen spezifisch für den Mathematikunterricht geeigneten Modulen gibt es das Modul "Multiple-Choice" und "Sortieraufgaben". Bei den Aufgabentypen bestimmt man lediglich den Text und die Begriffe bzw. Antwortmöglichkeiten. Die Sortierung bzw. Verteilung nimmt das Modul vor.

Unter der Rubrik "Dynamisch" ist nicht das Modul "Lückentext" aufgelistet, sondern unter "Text". Die Zuordnung ergibt mehr Sinn. Das Modul ist in seiner Funktion dynamisch, denn jeder Text lässt sich ohne besondere Kenntnisse als Lückentext darstellen. Dazu setzt man den Part, der zur Lücke werden soll, in eckige Klammer.

Bild

Nicht selten ist es erforderlich, Bilder in die Aufgabenblätter hinzuzufügen. Wenn man es nicht selbst erzeugt, sucht man im Internet. Hat man dann das passende Bild gefunden, gilt es die rechtlichen Grundlagen zu prüfen und die Quellen anzugeben.

Die Suche und die Grundlagen übernimmt tutory.de. Man gibt in die Suche den Suchbegriff ein und tutory bietet Ergebnisse von openclipart.org, flickr.com und wikipedia an. Es empfiehlt sich, die Begriffe nicht nur deutsch, sondern ebenfalls in Englisch anzugeben. Ist die Entscheidung für ein Bild gefallen, dann fügt man es seinem Arbeitsblatt hinzu. tutory importiert alle Informationen, die für eine einwandfreie Lizenzierung erforderlich sind. Wie es aussieht, sucht tutory über die Quellen nicht nur nach Bildern, sondern ebenso nach Texten. Die Suchergebnisse finden sich unter der Rubrik "Text".

Unter der Rubrik "Eigene" listet tutory scheinbar die Ergebnisse auf, die über das eigene Portal gefunden wurde.

Die kleinen Baustellen

Wie eingangs erwähnt, deklarieren die Macher des Portals selbst noch als beta. An der einen oder anderen Stelle ist dies bemerkbar. So ist die Anpassungsmöglichkeit der Kopf- und Fußzeile als rudimentär zu bezeichnen. Außerdem fehlt die Möglichkeit, mehrere Module zusammen auswählen zu können.

Obwohl die Bedienung intuitiv ist, würde ich mir an manchen Stellen eine ausführlichere Hilfe wünschen. Beispielsweise dauerte es bei mir, bis ich verstanden hatte, was es sich bei den Textaufgaben mit den Platzhaltern auf sich hat.

Dies sind die größeren Mankos, die mir einfallen. Es finden sich einige kleinere, wie die teilweise fehlende Textformatierung bei den Text-Modulen und Dynamischen-Modulen.

Fazit

tutory bietet weit mehr Funktionen, als die ich vorgestellt habe. Hierzu gehört u.a. das Schmankerl, dass man zu den meisten Modulen die Punktezahl angeben kann. Das Modul "Gesamtpunkte" aktiviert dieses Feature bei den entsprechenden Modulen. Das Modul "Gesamtpunkte" rechnet die Punkte zusammen.

Im Gesamtüberblick überzeugt mich das Portal. Einfacher und günstiger kann man Arbeitsblätter nicht erzeugen. Einen Überblick zu den Möglichkeiten können eventuell meine Arbeitsblätter geben.

Natürlich wollen die Gründer mit dem Portal Geld verdienen, irgendwann. Ein Premium-Bereich steht zur Verfügung, der noch ohne Inhalt ist. Ich wünsche, dass das Projekt bald auf finanziell stabilen Füßen steht.

Quellen
Leipziger Volkszeitung Online
tutory.de
SMILE
Gründerszene

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