brain.exe ist kopflos (IMHO)

Der Begriff "brain.exe" taucht auf, wenn selbsternannte Experten über Software gegen Viren faseln. Ich dachte, dass dieser Begriff ausgestorben sei, als ich letzte Woche in einem Forum auf diesen traf.

Wenn jemand von "brain.exe" spricht, bedeutet dies, dass diese Person in der Regel der Meinung ist, keine Antiviren-Software zu benötigen. Der gesunde Menschenverstand (oder das Gehirn) ist ausreichend, um sich gegen Computer-Viren zu schützen. Die Antivirensoftware-Hersteller wollen ausschließlich unser Geld und verlangsamen unnötig den Rechner. Der gesunde Menschenverstand besteht darin, schmuddelige Webseiten zu meiden und nicht jeden Anhang sofort zu öffnen.
Solche Ratschläge treffen bei mir auf Unverständnis. Meiner Meinung nach, war und ist diese Logik hirnverbrannt.

Selbst zu einer Zeit, als sich Viren ausschließlich über Floppy-Disks verbreiteten, galt es, diese nach Viren zu prüfen. Ich gebe zu, dass ich diesen Ratschlag damals ebenso nicht beherzigte. Ich vertraute darauf, dass mein bester Freund eine saubere Disk übergab. Mein erstes Antivirenprogramm installierte ich, als ich meinen Internetanschluss bekam. Diese Phase währte kurz, da ich auf Linux umstieg. Wie alle Linux-Nutzer, wähnte ich mich ohne entsprechender Software in Sicherheit. Es galt das Motto "Linux ist sicher". Dass diese Annahme ein Trugschluss ist, beschreibe ich eventuell in einem anderen Beitrag.
Mit meinem ersten Laptop stieg ich wieder auf Windows um, da Linux auf diese Art von Geräten nicht einwandfrei lief. Da musste eine Antivirensoftware her. Ein Ausflug mit einer kostenfreien Version verlief schlecht, denn ich fing mir mit dem ersten USB-Stick meinen ersten und letzten Virus ein. Wie den meisten kostenlosen Varianten, fehlte dieser eine Echtzeitprüfung. Daher besorgte ich mir eine kostenpflichtige Software. Mittlerweile beherrschen die Freeware-Lösungen eine Echtzeitprüfung, dennoch rate ich zu einer Kauf-Variante. Brain.exe hätte mich vor diesen Virus nicht bewahrt. Zwar mindert der gesunde Menschenverstand den Befall. Von einem Schutz kann nicht die Rede sein.

Eigenartigerweise behaupten die Befürworter der "reinen" Brain.exe, dass sie kein Virus befiel. Dazu verwenden sie die Testversionen, um ihr System zu prüfen. Dieses Verfahren weist ein Logikfehler auf: manche Viren tarnen sich vor beziehungsweise blockieren nachträglich installierte Software.

In der heutigen Zeit ist Brain.exe ein Baustein im Sicherheitssystem. Viren schlummern nicht ausschließlich hinter Schmuddel-Webseiten, sondern über jede Homepage schleusen sie sich in ein System einschleusen. Die Verbreitung über E-Mail-Anhänge ist deutlich cleverer eingefädelt, als in den Spam-Anfängen. Ohne Antivirenprogramm einen Rechner zu betreiben, gleichgültig unter welchem OS, ist fahrlässig (Ich weiß, dass ich damit Gefahr laufe, einen Glaubenskrieg der Systeme anzufachen. In einem anderen Artikel eventuell mehr zu diesem Thema.). Das Problem ist die richtige Wahl. Ich schaue regelmäßig auf av-test.org vorbei. Ein Blick auf diese Seite genügt, um zu erkennen, dass der Windows Defender als alleiniger Schutz nicht ausreicht. Microsoft betont dies ebenso.

Mich irritiert, dass die Vertretung der reinen Brain.exe von technisch affinen Personen stammt. Sie kennen sich mit der Materie aus. Und dennoch ignorieren sie die Gefahr und führen sich auf, als wären sie unantastbar. Schlimmer in diesem Bezug ist, dass sie ihre Methode anderen empfehlen.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Herr Kaube, was soll das? (IMHO)

Digitaler Unterricht aus der Praxis - Lust auf eine Blogparade

Vor Scheuklappen ist niemand gefeit (IMHO)